11 September 2025

Leistung neu gedacht

Wenn wir an „Leistung“ denken, schwingt oft eine alte Formel aus dem Physikunterricht mit: Arbeit pro Zeit. Was im Hundert-Meter-Lauf oder bei Maschinenmodellen logisch erscheint, greift im Berufsalltag von Menschen zu kurz. Denn Leistung bedeutet weit mehr, als in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Arbeit zu erledigen.


Heute wissen wir: Leistung ist dynamisch. Sie hängt von Ressourcen ab, die nicht unbegrenzt verfügbar sind – von Schlaf, Bewegung, Ernährung, mentaler Stärke und sozialer Einbindung. Sie wird beeinflusst durch Tagesrhythmen, innere Motivation und äußere Rahmenbedingungen. Und sie kann gesteigert oder vermindert werden, je nachdem, ob diese Ressourcen gepflegt oder überlastet werden.


Für Führungskräfte und Unternehmen stellt sich deshalb eine zentrale Frage: Wie können wir Leistung verstehen und gestalten, ohne Menschen zu überfordern? Genau hier liegt der Kern gesunder Führung. Denn Führung bedeutet nicht, immer mehr aus Mitarbeitenden herauszupressen, sondern Rahmen zu schaffen, in denen Leistung nachhaltig möglich ist.

Leistung
Leistung

Leistung im Arbeitskontext

Die klassische Formel P = W/t – Leistung ist Arbeit pro Zeit – vermittelt ein klares Bild: Je mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigt wird, desto höher die Leistung. In der industriellen Produktion oder im Sport mag das funktionieren. Doch im Führungsalltag, in Teams und Organisationen, reicht dieser Gedanke nicht aus.


Denn menschliche Leistung ist kein linearer Prozess. Sie hängt nicht nur von Zeit und Arbeitspensum ab, sondern von einer Vielzahl an Rahmenbedingungen: Pausen, Arbeitsumfeld, Motivation, Wertschätzung und den individuellen Ressourcen. Schon das Arbeitszeitgesetz trägt dem Rechnung. Es setzt klare Grenzen, weil bekannt ist, dass übermäßige Arbeitszeiten die Gesundheit beeinträchtigen. Wer regelmäßig 10 bis 12 Stunden arbeitet, erreicht kurzfristig vielleicht mehr Output – langfristig aber steigt das Risiko für Fehler, Überlastung und gesundheitliche Schäden.


Auch Selbstständige oder Führungskräfte in KMU spüren diesen Zwiespalt. Das Motto „Selbst + ständig“ klingt zunächst nach Einsatz und Unternehmergeist. In Wahrheit führt es oft in Überlastung, wenn Balance und Regeneration fehlen. Führung bedeutet deshalb nicht, pausenlos zu arbeiten, sondern Arbeit so zu organisieren, dass sie nachhaltig tragfähig bleibt.


Hier setzt gesunde Führung an: Sie fragt nicht nur nach der Menge der geleisteten Stunden, sondern nach der Qualität der Arbeit, nach den Ressourcen der Menschen und nach den Strukturen, die Leistung ermöglichen. In diesem Sinne ist Leistung keine reine Rechenaufgabe – sondern ein Spiegel der Kultur, in der sie erbracht wird.

„Leistung in Organisationen ist keine Physikformel, sondern ein Balanceakt zwischen Zeit, Ressourcen und Sinn.“

Individuelle Einflussfaktoren auf Leistung

So klar die physikalische Formel wirkt, so individuell ist die Realität menschlicher Leistungsfähigkeit. Jeder Mensch bringt eigene Voraussetzungen mit, die bestimmen, wie viel Leistung er oder sie erbringen kann – und wie gut Belastungen ausgeglichen werden.


Ein Teil davon liegt in den psychischen und physischen Veranlagungen. Manche Menschen verfügen über besondere Ausdauer, andere über hohe kognitive Geschwindigkeit oder emotionale Stabilität. Doch Veranlagung allein entscheidet nicht. Talent ist nur die Basis – erst durch Training, Übung und bewusste Entwicklung entstehen Spitzenleistungen. Im Sport gilt das ebenso wie in der Führung: Lionel Messi wäre ohne ständiges Training wohl nicht zum Weltstar geworden.


Die Leistungsbereitschaft bildet dabei den eigentlichen Input. Sie entscheidet, wie sehr jemand bereit ist, Energie einzusetzen und Ziele zu verfolgen. Diese Bereitschaft wird sichtbar in Motivation, in Engagement und in der Haltung zu Herausforderungen. Führungskräfte spielen hier eine zentrale Rolle: Sie können Leistungsbereitschaft fördern – durch Vertrauen, Wertschätzung und die Schaffung von Entwicklungsmöglichkeiten – oder sie unbewusst dämpfen, indem sie Druck und Kontrolle erhöhen.


Psychosoziale Beratung und Organisationsentwicklung helfen, diese Faktoren zu reflektieren. In Workshops und Coachings erlebe ich oft, wie stark Leistung durch scheinbar „weiche Faktoren“ beeinflusst wird: Kommunikation, Teamklima, Werte. Gerade KMU profitieren davon, wenn sie Leistung nicht nur als Output messen, sondern die individuellen Ressourcen ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen.


Damit wird klar: Leistung ist immer ein Zusammenspiel aus Talent, Training und Haltung. Und Führungskräfte können entscheidend dazu beitragen, ob diese Faktoren optimal wirken – oder ob sie durch Überlastung und fehlende Balance gebremst werden.

„Leistung entsteht nicht nur aus Können, sondern aus der Haltung, mit der wir unsere Ressourcen einsetzen.“

Tagesrhythmus & Leistungs-bereitschaft

Leistung ist kein statischer Wert, sondern schwankt im Tagesverlauf. Studien zur Chronobiologie zeigen, dass unser Organismus einem Rhythmus folgt, der Konzentration, Energie und Erholungsphasen bestimmt. Diese Kurven sind individuell verschieden, weisen aber typische Muster auf.


Die meisten Menschen erreichen ihr Leistungshoch am Vormittag zwischen 8:00 und 10:00 Uhr. Danach sinkt die Produktivität spürbar ab – das bekannte Mittagstief. Am frühen Abend, zwischen 19:00 und 20:00 Uhr, gibt es häufig noch einmal einen Anstieg, wenn auch nicht so stark wie am Vormittag. Danach nimmt die Leistungsfähigkeit kontinuierlich ab, bis Schlaf notwendig wird.


Für Unternehmen bedeutet das: Produktivität ist nicht nur eine Frage der Motivation, sondern auch der biologischen Rhythmen. Wer versucht, Hochleistung dauerhaft in Randzeiten zu erzwingen, wird zwangsläufig mit Fehlern, Ermüdung und Unzufriedenheit konfrontiert. Führungskräfte, die diese Muster verstehen, können den Arbeitstag besser strukturieren – etwa indem sie Meetings in die Vormittagsstunden legen und kreative Phasen in Zeiten höherer Energie.


Doch Leistungskurven werden nicht nur durch die innere Uhr beeinflusst. Schlafqualität, Ernährung und mentale Belastung spielen eine ebenso entscheidende Rolle. Ein schlechtes Pausenmanagement oder dauerhaft hoher Druck verzerren die Kurve – aus einem natürlichen Auf und Ab wird eine Linie, die steil abwärts zeigt.


Gesunde Führung heißt deshalb auch, Tagesrhythmen zu respektieren und Pausen zu ermöglichen. Denn Regeneration ist kein Luxus, sondern die Voraussetzung dafür, dass Leistung wieder ansteigen kann.

Gesunde Führung als Erfolgsfaktor

Erschöpfung & Ursachen schneller Müdigkeit

So wie die Leistungskurve über den Tag schwankt, zeigt sich auch, wie anfällig wir für Ermüdung sind. Müdigkeit ist mehr als ein vorübergehendes Gefühl – sie ist ein biologisches Signal, dass Ressourcen erschöpft sind und Regeneration notwendig wird.


Man unterscheidet zwischen körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Körperliche Erschöpfung tritt auf nach intensiver Aktivität oder fehlendem Schlaf. Sie lässt sich meist durch Erholung ausgleichen. Emotionale Erschöpfung hingegen entsteht, wenn Belastungen im Arbeits- oder Privatleben überhandnehmen. Sie gilt als eines der zentralen Warnsignale für ein drohendes Burnout.


Besonders kritisch wird es, wenn Müdigkeit nicht mehr in einem normalen Rhythmus auftritt, sondern dauerhaft präsent ist – unabhängig von Anstrengung oder Tageszeit. Dann sprechen wir von chronischer Erschöpfung. Typische Begleiterscheinungen sind Energieverlust, Schlafprobleme, Antriebslosigkeit und eine sinkende Motivation. Viele Menschen beschreiben das Gefühl, „festzustecken“ und keine Kontrolle mehr über ihre Situation zu haben.


Die Ursachen sind vielfältig:

  • Stress & Schlafmangel: Dauerhafte Anspannung verhindert Regeneration.
  • Ungünstige Ernährung & Bewegungsmangel: Beeinträchtigen Energiehaushalt und Vitalität.
  • Psychische Belastungen: Konflikte, Sinnverlust oder fehlende Anerkennung rauben Kraft.
  • Krankheiten: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schilddrüsenprobleme oder Depressionen können Müdigkeit verstärken.


Für Führungskräfte ist daher auch Teil des Führens, diese Signale bei sich selbst und im Team ernst zu nehmen. Psychosoziale Beratung unterstützt dabei, Ursachen sichtbar zu machen und zwischen individuellen, organisatorischen und gesundheitlichen Faktoren zu unterscheiden. In der Organisationsberatung sprechen wir von Arbeitsbelastungen (ABB), die systematisch erfasst werden können – von Schichtplänen bis hin zu Kommunikationsmustern.

Krankenstandskosten
Alphalauf

„Erschöpfung ist kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Hinweis, dass Ressourcen neu geordnet werden müssen.“

Wege zur Balance & gesunden Leistung

Wenn Leistung nachhaltig sein soll, braucht sie Balance. Es reicht nicht, den Output zu steigern – entscheidend ist, die Ressourcen zu pflegen, die Leistung überhaupt erst möglich machen. Führungskräfte spielen dabei eine doppelte Rolle: Sie müssen ihre eigene Balance sichern und gleichzeitig Strukturen schaffen, die auch dem Team Regeneration und Wachstum ermöglichen.


Bewegung als Energiequelle

Regelmäßige Bewegung wirkt wie ein natürlicher Verstärker für körperliche und mentale Leistungsfähigkeit. Schon kurze Aktivpausen oder ein Spaziergang im Freien können die Konzentration steigern. Methoden wie der Alphalauf verbinden Bewegung mit Achtsamkeit – und schaffen so eine Brücke zwischen körperlicher Energie und mentaler Klarheit.


Schlaf & Erholung ernst nehmen

Ohne ausreichenden Schlaf bricht jede Leistungskurve ein. Sieben bis acht Stunden gelten als Richtwert – doch entscheidend ist auch die Qualität des Schlafs. Führungskräfte können hier Vorbilder sein, indem sie Pausen respektieren, E-Mails nicht nachts versenden und eine Kultur der Erholung fördern.


Ernährung & Vitalität

Eine Ernährung stabilisiert den Energiehaushalt und beugt Leistungstiefs vor. Besonders in stressigen Phasen ist es wichtig, auf kleine Routinen zu achten – regelmäßige Mahlzeiten, ausreichend Wasser, weniger Koffein oder Alkohol. Vitalberatung zeigt hier praxisnahe Wege, die auch im Arbeitsalltag umsetzbar sind.


Mentale Stärke & Resilienz

Leistung hängt nicht nur von Körper und Ernährung ab, sondern ebenso von der inneren Haltung. Resilienz-Trainings, Coaching und Reflexion helfen Führungskräften, mit Druck konstruktiv umzugehen. Psychologische Modelle wie Salutogenese oder Grawe machen deutlich: Wer Sinn erlebt, Autonomie hat und Sicherheit spürt, bleibt leistungsfähig – auch in Krisenzeiten.


Psychosoziale Organisations-beratung

Neben individuellen Faktoren spielen auch die Strukturen im Unternehmen eine Rolle. Mit Instrumenten wie der Arbeitsbewältigungsberatung (ABB) lassen sich Belastungen systematisch erfassen und verbessern. Das macht gesunde Führung messbar und zeigt, dass Balance nicht nur Privatsache ist, sondern eine Führungsaufgabe.

Balance zwischen Job & Gesundheit.
Gesunde Führung

Leistung braucht Balance

Leistung ist weit mehr als Arbeit pro Zeit. Sie entsteht aus einem Zusammenspiel von Ressourcen, Rhythmen und Strukturen. Wer Leistung nur an Stunden und Output misst, verkennt die Dynamik, die Menschen leistungsfähig macht – und läuft Gefahr, Erschöpfung statt Erfolg zu ernten.


Führungskräfte haben die Chance, diese Perspektive zu verändern. Indem sie Balance, Regeneration und Sinn in den Mittelpunkt stellen, schaffen sie Rahmenbedingungen, in denen Leistung langfristig tragfähig bleibt – für sich selbst und für ihre Teams.


👉 Meine Einladung: Wenn du als Geschäftsführer:in oder Führungskraft lernen möchtest, wie du gesunde Leistungskultur in deinem Unternehmen etablierst, dann entdecke die Leaders Academy. Dort verbinde ich das Leadership-Training der Leaders Academy auf Wunsch mit Alphalauf und psychosoziale Organisationsberatung – damit Leistung nicht nur steigt, sondern auch bleibt.

Mehr dazu, wie Sie psychologische Grundbedürfnisse im Führungsalltag berücksichtigen können, erfahren Sie hier im Artikel über das Grawe-Modell in der Führungspraxis.“

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