Gesundheit ist nicht nur eine Frage von Ernährung, Schlaf und Bewegung. Dahinter wirken psychologische Mechanismen, die bestimmen, ob ein gesunder Lebensstil im Alltag überhaupt gelingt – und ob er nachhaltig umgesetzt wird.
Ein zentrales Modell ist das Stressmodell nach Lazarus. Es beschreibt Stress nicht als objektives Ereignis, sondern als Ergebnis einer Bewertung: Entscheidend ist, wie eine Führungskraft eine Situation einschätzt – als Herausforderung, die bewältigbar ist, oder als Überforderung, die keine Lösung zulässt. Diese kognitive Bewertung beeinflusst, wie stark der Körper reagiert und welche Ressourcen mobilisiert werden. Ein gesunder Lebensstil – z. B. regelmäßige Bewegung oder bewusstes Energiemanagement – wirkt hier wie ein „Puffer“: Er erweitert die wahrgenommenen Handlungsmöglichkeiten und reduziert das Risiko, in Überforderung zu kippen.
Auch der salutogenetische Ansatz von Antonovsky ist für Führungskräfte besonders relevant. Sein Konzept des Kohärenzgefühls beschreibt die innere Überzeugung, dass das Leben verstehbar, handhabbar und sinnvoll ist. Wer dieses Kohärenzgefühl stärkt, kann Belastungen besser einordnen und mit Rückschlägen konstruktiver umgehen. Praktisch bedeutet das: Führungskräfte, die Sinn in ihrer Arbeit erleben und vermitteln, fördern nicht nur ihre eigene Resilienz, sondern auch die Gesundheit ihres Teams.
Schließlich zeigen die Grundbedürfnisse nach Grawe – Bindung, Autonomie, Sicherheit und Lustgewinn –, dass Gesundheit immer auch psychologische Erfüllung braucht. Eine Führungskraft, die in Balance lebt, wird diese Bedürfnisse nicht nur bei sich selbst achten, sondern auch im Team berücksichtigen.
Damit wird deutlich: Gesundheit ist kein „Privatthema“. Sie ist eine psychologische Grundlage für Führungskompetenz. Wer in seine eigene Gesundheit investiert, stärkt seine Widerstandskraft – und prägt die Kultur, in der Mitarbeiter ebenfalls gesünder, motivierter und resilienter arbeiten können.